Die Freiherrlichen Musen 2024
- Aramis Freiherr von Maltzahn
- 22. Dez. 2024
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 23. Dez. 2024
"Wofür möchte ich stehen?"
Das habe ich mich einen Moment lang gefragt. Als Mensch der Gesellschaft -- so finde ich -- sollte man sich bewusst werden, wofür man den eigenen Namen verwenden will. Es ist immer gut, ein paar starke innere Werte zu besitzen (wie Mrs. Elton wohl sagen würde) aber sie nach außen zu tragen ist mindestens genauso wichtig.
Und als Künstler sollte man sich der eigenen Stellung und Position der Kunst noch einmal doppelt bewusst sein, da sie sich in einfach allem widerspiegelt, was man erschafft.
So kam ich also zu dem Entschluss, mir Gedanken über die Werte zu machen, die man mit meinem Namen verbinden soll.
Recht schnell bin ich zu der Entscheidung gekommen, dass ich für all jenes mein Wort ergreifen möchte, was ich auch als Mensch vertrete. Ich möchte keine aufgesetzten Texte schreiben, in denen ich über Dinge fasele, die mir fremd sind, nur, um einem Publikum, einer Jury zu gefallen. Das wäre Lügen, wäre in meinen Augen unehrliche Kunst und -- das war mir schon immer klar -- war nichts, was ich für mich und mein Schaffen wollte. Ich liebe es, zu Erschaffen, in allen möglichen Facetten. Ich muss noch so viel von der Kunst kennenlernen, muss noch so viel von ihr selbst erschaffen und muss Methoden verstehen, Kritik erkennen und annehmen.
Mir wurde oft gesagt, dass meine Kunst nicht gut genug sei, dass sie nicht zu dem Konzept einer Institution passe oder die Werte zu schlecht verarbeite; die Themen verfehle. Das hat mir sehr weh getan. Der Ratschlag, die Kunst anzupassen, hat mir sehr weh getan. Für mich wurden jegliche Anforderungen erfüllt, in meinem Verständnis der Regeln habe ich sie alle erfüllt, auf meine Weise eben, aber ist das nicht genau der Sinn von Kunst? Besonders das Fehlen an ehrlichen Ratschlägen, oder überhaupt an Ratschlägen, hat mich getroffen. So dachte ich immer nur, dass ich zu schlecht wäre oder mir einfach das Gespür für den richtigen Ton fehle, aber wo genau ich den Weg der Vorgabe verlassen hatte, blieb unkommentiert; Kritik blieb aus. Also tat ich, wofür ich nicht stehen wollte: ich schrieb über Dinge, die mich nicht interessieren, aus Blickwinkeln, die nicht meine sind, mit Worten, die ich nicht gewählt hätte, um einer Personengruppe zu gefallen, die sowieso nicht versteht, was ich denn eigentlich sagen möchte und unabhängig von allem, was ich einsende, doch nur wieder denselben Ansatz an eine Thematik auswählt.
“Oh nein! Armer, privilegierter Aramis. Gewinnt nicht bei der ersten Gelegenheit jeden Preis. Dabei ist er doch sooooo gut! Das ist eine unfaire Welt” würden manche vielleicht spotten und ich verüble es niemandem. Dabei ist es nicht das Ausbleiben von Triumph, was mich demotiviert, es ist das Fehlen von Möglichkeiten, mich zu verbessern. Eine Unfähigkeit, die Dinge zu tun, in denen ich von mir selbst behaupte, wenigstens ein klein wenig Ahnung darüber zu besitzen, was ich sagen möchte.
"Weil Du selbst nicht weißt, was Du sagen möchtest."
Mir fehlte der Kontakt zu einer helfenden Stimme, mir fehlte eine Jury.
“Kannst Du, Aramis?”
Also habe ich beschlossen, meine eigene Jury zu gründen.
Was soll ich denn auszeichnen? Wer bin ich, das Recht haben zu dürfen, irgendetwas eine Ehrung aufzudrücken? Ich, der eigentlich gar nichts weiß und sich nun in eine Stellung der Erhabenheit begibt.
Nun, dieses Ich hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kunstwerke, Menschen, Projekte zu finden, die mich zutiefst inspiriert haben. In sieben Kategorien möchte ich diejenigen Werke (so werde ich alles Nominierte fortan nennen) als "Freiherrliche Musen" ehren, die eine tiefe Veränderung meiner selbst bewirkt haben.
Um zu verstehen, was für mich gute Kunst ist, um zu lernen, um besser zu werden und vor allem, um zu sehen, was mich alles ein Jahr lang wachsen lassen hat. Diese Kunst spiegelt in ihrer Quintessenz einen Teil von mir und meinen Überzeugungen wider. Durch diese enorme Subjektivität der Bewertung, in Kombination mit sehr freien und dehnbaren Kategorien, möchte ich es jedem Werk ermöglichen, betrachtet zu werden und mich natürlich klar von altehrbaren Preisen distanzieren. Denn selbstverständlich spiegeln die Nominierungen nur den Erfahrungshorizont meines Lebens (eines einzigen Lebens) wider. Aber gerade dadurch erhoffe ich mir, eine engere Symbiose von Kritiker und Künstler erschaffen zu können. Um selbst in diesen Rollen umherspringen zu können und andere Perspektiven erfahren zu können.
Jetzt kennst Du mich natürlich und weißt um meinen Hang zum Dramatischen. "Der Aramis wieder" wirst Du denken, "will Preise vergeben und keiner weiß überhaupt, wer er ist."
Und da hast Du recht. Meine Meinung mag wohl unbedeutend sein, vergleicht man sie mit der Academy oder den Grammys oder dem Pulitzer Preis oder jeglicher anderen Veranstaltung. Und ich habe auch keine Organisation gegründet, die Professionalität an erste Stelle bringt. Das alles hier ist mein Versuch, dem Menschen näher zu kommen, der ich als Künstler sein möchte, für den ich mit meinem Namen stehen möchte. Und wie schon eingangs erwähnt, muss ich noch so viel (kennen-) lernen. Also warum nicht einfach ein Experiment wagen? Und wer weiß, vielleicht führt diese Ehrung uns als Gesellschaft etwas von der Polarisation der Meinung weg und bringt uns wieder weiter an ein gesundes Miteinander.
Weg von dem "das ist scheiße" hin zu einem "das gefällt mir nicht", nicht länger “das darf man nicht sagen”, sondern “wenn Du das sagst, wird das Menschen wehtun”.
Dass wir uns verabschieden von, als objektiv getarntem, Hass und wieder zu subjektiv formulierten Meinungen finden. Lasst uns auf nimmerwiedersehen sagen, zu subjektiven Meinungen, die als absolut geltende und einzige Wahrheit inszeniert werden und durch die "Freiherrlichen Musen" wieder zu einer objektiv akzeptierbaren Meinung des Individuums finden, die auf Tatsachen und Fakten beruht, nicht nur auf Schall und Rauch und unbeweisbaren Tatsachen.
Und was ist überhaupt eine "Freiherrliche Muse"?
Nun, wie eingangs erwähnt, werden so Werke bezeichnet, die mich dieses Jahr besonders inspiriert haben. Die Nominierten wurden dabei vorzugsweise, aber nicht ausschließlich, zwischen Dezember des Vorjahres und November dieses Jahres veröffentlicht.
Du siehst also, dass es vollkommen subjektiv ist und das möchte ich auch ganz klar festsetzen.
Die Verleihung für das Jahr 2024 findet dabei in sieben Kategorien statt. Die Bekanntgabe der Nominierten ist ... heute! Für die Zukunft: am Sonntag vor Weihnachten. Die darauffolgende Ehrung der Gewinner*innen ist für den 02.01.2025 festgesetzt, und beides findet über die EISERNE ROSE statt. Sollte ein Werk in der Zeit zwischen Bekanntgabe der Nominierten und der Ehrung in mein Leben treten, behalte ich es mir vor, dieses Werk kurzfristig zu ergänzen.
Und nun ohne größere Umschweife, die diesjährigen Kategorien:
Muse des Schriftgutes
Diese Ehre vereint unter sich die Kunst des Schreibens in jeglicher Form und Art. Hier können Lyrik, Epik, Drehbücher, Kurzgeschichten, Liedtexte, Reden und vieles mehr nominiert werden.
Muse der bewegten Bilder
Hier wird die Quintessenz des Filmemachens geehrt. Für die Nominierung zugelassen sind jegliche Projekte in Form bewegter Bilder. Spielfilme, Dokumentationen, Serien, um nur ein paar zu nennen.
Muse des Tons
Ehrungen erfahren hier Werke, die sich durch ihre Töne abheben. Produktionen, Lieder, Filmmusik, Lesungen, Vertonungen und Ähnliches können sich hier einordnen.
Muse der Komposition
Unter dieser Ehrung versammeln sich Werke, die zusammengestellt wurden; also mehrere Projekte, zusammengefügt zu einem größeren Ganzen. Serien, Alben, Farbpaletten, Gedichtsammlungen, Castings und mehr werden hier geehrt.
Muse der Immersion
Immersion wurde einst als "deep, mental involvement in something" beschrieben. Und als solches werden hier Dinge geehrt, in die ich sehr stark investiert war und die mich in eine Welt fernab von dieser gezogen haben. Worldbuilding, Kunstkonzepte, Geschichten, Schauspiel, mitreißende Ansprachen, Spiele und noch einiges andere dürfen sich auf Nominierungen in dieser Kategorie freuen.
Muse der Zusammenarbeit
Diese Ehrung geht an jene Werke, die sich durch eine kreative Kooperation auszeichnen und so eine symbiotische Kunst erschaffen. In die Nominierungen aufgenommen werden, können Features, geteilte Regiestühle, Autorengemeinschaften und mehr.
Muse des Erschaffens
Als letzte diesjährige Kategorie werden alle Werke geehrt, die in solcher Gänze erdacht wurden, dass sie mich zutiefst inspiriert haben. Sowohl alle anderen Kategorien können mit hinzuzählen, aber auch völlig neue Werke werden unter den Nominierten landen. Es findet sich Platz für alles, was sich durch ein besonderes Maß an Hingabe für den Akt des Erschaffens auszeichnet.
Und die Nominierten für die diesjährigen “Freiherrlichen Musen” sind:
Muse des Schriftgutes:
Das Urteil der Sieben. Der Heckenritter von Westeros (Kurzgeschichtensammlung; George R. R. Martin)
The Tortured Poets Department (Album; Taylor Swift)
Model, Actress, Whatever (Lied; Suki Waterhouse)
Harry Potter und der Orden des Phoenix (Roman; J. K. Rowling)
Sie (Thriller; Stephen King)
Muse der bewegten Bilder
Der fantastische Mr. Fox (Film; Wes Anderson)
Agatha All Along (Serie; Julie Herron, Cameron Squires)
Fortnight (feat. Post Malone) (Musikvideo; Taylor Swift, Post Malone)
Challengers (Film; Luca Guadagnino)
Model, Actress, Whatever (Musikvideo; Suki Waterhouse)
Muse des Tons
CHIHIRO (Lied; Billie Eilish)
The Last Man I Loved (Lied; Ocean LeClair)
Your Needs, My Needs (Lied Noah Kahan)
Every Time the Sun Comes Up (Lied; Sharon Van Etten)
Who's Afraid of Little Old Me? (Lied; Taylor Swift)
Muse der Komposition
The Tortured Poets Department (Album; Taylor Swift)
HIT ME HARD AND SOFT (Album; Billie Eilish)
Escaper (Album; Sarah Kinsley)
The Penguin (Serie; Lauren LeFranc)
Das Urteil der Sieben. Der Heckenritter von Westeros. (Kurzgeschichtensammlung; George R. R. Martin)
Muse der Immersion
Die Legenden von Andor (Brettspiel; Michael Menzel)
Das Urteil der Sieben. Der Heckenritter von Westeros. (Kurzgeschichtensammlung; George R. R. Martin)
When We Were Young (Lied; Adele)
Elden Ring (Computerspiel; Hidetaka Miyazaki)
Agatha All Along (Serie; Julie Herron, Cameron Squires)
Muse der Zusammenarbeit
Sirens of St. Tropez (Lied; Honey Gentry, Ocean LeClair)
Tough (Lied; Quavo, Lana Del Rey)
Fortnight (feat. Post Malone) (Lied; Taylor Swift, Post Malone)
The Last Time (feat. Gary Lightbody of Snow Patrol) (Taylor’s Version) (Lied; Taylor Swift, Gary Lightbody)
Westeros: Die Welt von Eis und Feuer (Buch; George R. R. Martin, Elio M. García Jr., Linda Antonsson)
Muse des Erschaffens:
HIT ME HARD AND SOFT (Album; Billie Eilish)
The Last Man I Loved (Lied; Ocean LeClair)
Elden Ring (Computerspiel; Hidetaka Miyazaki)
Adele in Munich (Konzert; Adele)
COWBOY CARTER (Album; Beyoncé)
Wofür möchte ich also stehen? Wofür will ich in Erinnerung bleiben?
Ich denke, in einer Welt des Hasses, der Polarisation von Meinung in Form von Waffen; in einer Welt, die die Kunst nicht mehr ehrt, in der die wahre Bestimmung der Menschen unterdrückt wird, ja, in so einer Welt will ich für das stehen, was ich liebe, was mich verändert. Ich will für meine Vergangenheit stehen, für mein Jetzt und für all das, was da noch kommt. Und ich will stolz darauf sein, was mich ausmacht. Und so viele Dinge sind Teil von mir, so viele starke innere Werte.
Also kann ich dafür stehen,
kann ich zu mir stehen?
Wir werden es herausfinden.
Dies ist nun mein Bekenntnis, meine Liebe, meine Inspiration auf einem Tablett. Was mich hat Zeilen schreiben lassen, was mich in die Brust traf und was darin stecken blieb.
Wofür stehe ich?
Ich weiß es noch nicht.
Aber was ich liebe, ist ein Teil von mir. Und wie könnte ich für irgend-etwas anderes stehen, als für mich?
Wie könnte ich noch länger verleugnen, was mich glücklich macht?
Was mich inspiriert.

Aramis
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